In der Neuen Osnabrücker Zeitung vom 12. Oktober 2010 wurde über die Ergebnisse eines
bundesweiten Vergleichs im Auftrage der Bertelsmann-Stiftung zu den erreichten Schulabschlüssen
berichtet. Danach schneidet die Stadt Osnabrück deutlich schlechter ab als die
Nachbarstädte oder der Landkreis Osnabrück. Mit 10,5 % Schulabgängern ohne Abschluss
gehört die Stadt, folgt man dieser Aussage, zu den Schlusslichtern in der Region.
Diese Ergebnisse beunruhigen und überraschen insofern in besonderer Weise, als von Seiten
der Verwaltung in den letzten Jahren wiederholt darauf hingewiesen worden ist, dass in
der Stadt Osnabrück vergleichsweise wenige Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen
(nach einer letzten Erhebung 6,73 %).
Wir fragen die Verwaltung:
1. Gibt es eine Erklärung für die unterschiedlichen Ergebnisse?
2. Sieht die Stadt weitere Möglichkeiten, die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss zu
verringern?
3. Welche Möglichkeiten gibt es im Stadtgebiet, den Schulabschluss nachträglich zu erwerben
und reichen diese aus?
Frau Stadträtin Rzyski beantwortet die Anfrage wie folgt:
Der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm hat im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung eine Studie
erstellt, in der bundesweit alle Kreise und kreisfreien Städte u.a. im Hinblick auf diejenigen
Schüler untersucht wurden, die die Schule ohne Abschluss, d.h. ohne mindestens den Hauptschulabschluss
nach Klasse 9, verlassen haben. Die zugrunde gelegten Daten beziehen sich
auf das Jahr 2008 und sind der „Regionaldatenbank Deutschland“ entnommen, die von den
statistischen Ämtern des Bundes und der Länder herausgegeben wird.
Zu 1:
Für die Stadt Osnabrück wird ein Wert von 10,5% angegeben. Dabei handelt es sich um den
Anteil der Schüler ohne Abschluss, in Bezug auf die in Osnabrück wohnhafte altersgleiche Bevölkerung.
Der Wert ergibt sich folgendermaßen:
a. Schüler ohne Abschluss: 147
b. Altersgleiche Bevölkerung: 1402
(Mittelwert aus der Anzahl der 14 bis unter 15-jährigen und der Anzahl der 15 bis unter
16-jährigen)
c. Quote: 147/1402 = 10,5%
Für den Landkreis Osnabrück wird ein Wert von 6,1% angegeben. Dabei handelt es sich um
den Anteil der Schüler ohne Abschluss, in Bezug auf die im Landkreis Osnabrück wohnhafte
altersgleiche Bevölkerung.
Der Wert ergibt sich folgendermaßen:
d. Schüler ohne Abschluss: 284
e. Altersgleiche Bevölkerung: 4469
(Mittelwert aus der Anzahl der 14 bis unter 15-jährigen und der Anzahl der 15 bis unter
16-jährigen)
f. Quote: 284/4469 = 6,4% (der hier errechnete Wert weicht um 0,3 Prozentpunkte von
dem in der Klemm-Studie angeführten Wert ab)
Die Gegenüberstellung verdeutlicht die Ursache für die niedrigere Quote im Landkreis: Im Jahr
2008 wohnten dort mehr als dreimal so viele (4469 zu 1402) 14- bis unter 16-jährige als in der
Stadt. Bei einer absoluten Zahl von Schülern ohne Abschluss, die im Landkreis sogar fast doppelt
so hoch ist wie in der Stadt (284 zu 147), führt dies insgesamt zu einer niedrigeren Quote.
In der Studie wird darüber hinaus als Gesamtergebnis festgestellt, dass die Gruppe der Schüler
ohne Abschluss zu ca. 55% aus Förderschülern besteht. Die Förderschüler haben also den
größten Einfluss auf die Höhe der Quote.
Für das Jahr 2008 weisen die Daten der Regionalstatistik für die Stadt Osnabrück 1199 Förderschüler
in 8 Schulen aus.
Aus der Schulstatistik des Fachbereichs Schule/Sport wird die örtliche Herkunft der Förderschüler
ersichtlich: Sie wohnen zu ca. zwei Dritteln in der Stadt und zu ca. einem Drittel außerhalb
(überwiegend im Landkreis Osnabrück).
Da die Klemm-Studie aber nicht zwischen den Schülern unterscheidet, die am Schulort wohnen,
und denen, die morgens einpendeln, kommt es im Fall von Osnabrück zu einem Verzerrungseffekt,
der die Quote entsprechend erhöht.
Die seitens der Verwaltung genannte Quote von 6,73% ist ebenso korrekt, wie die 10,5% aus
der Klemm-Studie. Sie ist allerdings auf der Grundlage aller abgehenden Schüler in 2008 berechnet
und insofern eine andere Kennzahl.
g. Schüler ohne Abschluss: 147
h. Absolventen/Abgänger gesamt: 2183
i. Quote: 147/2183 = 6,73%
Zu 2:
Aus der Bildungsforschung der letzten Jahre (siehe PISA-Studien) kann die Erkenntnis abgeleitet
werden, dass im deutschen Schulsystem benachteiligte Kinder- und Jugendliche nicht optimal
gefördert werden. Leistungsbezogene und auch soziale Filter in der Schule haben bei Kindern
und Jugendlichen aus benachteiligten Familien vielmehr überproportional zur Folge, dass
sie Probleme in der Schule haben und den Schulabschluss nicht schaffen. Diesbezüglich gibt es
auf Bundes- und Länderebene vielfältige Überlegungen und Maßnahmen, diesen herkunftsbedingten
Benachteiligungen in der Schule zu begegnen.
In diesem Kontext nutzt die Stadt Bundes- und Landesprogramme, z. B. Kompetenzagentur,
Schulverweigerung – Die 2. Chance, ProAktivCenter, Profilierung der Hauptschule und Jugendwerkstättenprogramm,
und vernetzt diese Förderprogramme im Aufgabenbiet der Jugendsozialarbeit
mit bestehenden Arbeitsansätzen der Schulsozialarbeit und Jugendberufshilfe, um junge
Menschen im Schulalter bei persönlichen Problemen zu unterstützen, ihnen beim Erreichen des
Schulerfolges und zu einem erfolgreichen Berufseinstieg zu helfen. Durch die Bündelung dieser
Arbeitsansätze ist es u. a gelungen, die Zahl der Schulschwänzer in Osnabrück um rd. ein Viertel
zu reduzieren und den Anteil der jungen Menschen ohne Berufsperspektive nach der Schule
zu senken.
Darüber hinaus sind Bildungsangebote für Jugendliche wichtig, die ihnen das Nachholen von
Schulabschlüssen ermöglichen.
Die nachfolgende Übersicht informiert über die verschiedenen Möglichkeiten in Osnabrück.
In der Systematik fehlen die berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen der Agentur für Arbeit
und der AGOS für arbeitslose junge Erwachsene mit der Möglichkeit, den Hauptschulabschluss
nachzuholen.
Zu 3:
Die nachfolgende Übersicht informiert über die verschiedenen Möglichkeiten, Schulabschlüsse
nachzuholen.
Hinweis: Die Übersicht ist über das Ratsinformationssystem der Stadt Osnabrück unter
Heranziehung des Ratssitzungsprotokolls vom 16. November 2010 erhältlich.
Fragen zu dieser Anfrage
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