Sachverhalt:
Vor dem Hintergrund der sich stark verändernden Stadtgesellschaft und der Kinder- und Jugendgeneration, die zu über 40 % einen Migrationshintergrund hat, wird um Beantwortung folgender Fragen gebeten:
1. Wie hoch ist der prozentuale Anteil von Mitarbeiter/-innen mit Migrationshintergrund, speziell in den Berufsgruppen der Sozialarbeiter/-innen, Erzieher/-innen und der Verwaltungsfachkräfte in der Stadtverwaltung Osnabrück?
2. Wie viele interkulturelle Schulungen wurden in den letzten drei Jahren angeboten? Und wie viele Beschäftigte haben (prozentual) daran teilgenommen? In wie fern finden in diesem Zusammenhang Maßnahmen der interkulturellen Orientierung wie Personal- und Organisationsentwicklung sowie Fort- und Weiterbildung in den Budgetgesprächen mit den freien Träger eine Berücksichtigung?
3. Welche zielgruppenspezifischen Angebote oder Spezifizierungen der Regelangebote gibt es für Kinder, Jugendliche und Familien mit Migrationshintergrund?
gez. Frank Henning
Antwort zu Frage 1:
Die Stadt Osnabrück beschäftigt 2.632 Mitarbeiter/-innen, von denen 261 Beschäftigte einen Migrationshintergrund angegeben haben. Dies entspricht einem Prozentanteil von 9,92 % an der Gesamtbelegschaft. Die tatsächliche Zahl der Beschäftigten mit Migrationshintergrund liegt vermutlich höher, weil es sich bei der Nennung des Migrationshintergrundes um eine freiwillige Angabe handelt.
Übersicht der Beschäftigten mit Migrationshintergrund verteilt auf die Berufsgruppen:
Berufsgruppe | Anzahl | Prozent |
Allgemeiner Verwaltungsdienst | 65 | 2,5 % |
Gewerblich-technischer Bereich | 90 | 3,4 % |
Erzieher/in | 24 | 0,9 % |
Sozialarbeiter/-in, Sozialpädagoge/in | 8 | 0,3 % |
Sonstiger sozialer Dienst | 20 | 0,76 % |
Technischer Dienst ohne gewerblichen Bereich | 11 | 0,4 % |
Sonstige Dienste | 43 | 1,6 % |
Im „Allgemeinen Verwaltungsdienst“ sind zwei Führungskräfte mit Migrationshintergrund tätig.
Im Folgenden wird eine Übersicht der Mitarbeiter/-innen mit Migrationshintergrund nach Entgelt- und Besoldungsgruppen zur Verfügung gestellt. Die Vergütung wird für TVöD- Beschäftigte in Entgeltgruppen (EG), für Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst in „S“-Gruppen und die Beamten und Beamtinnen in Besoldungsgruppen „A“ dargestellt. Die Gruppe der Auszubildenden ist in der Übersicht gesondert aufgeführt.
Entgelt-/ Besoldungsgruppe | Gesamt | Anzahl | Prozent | ||
EG 1 – 5 | S 3 – S 4 | 829 | 158 | 19,06 % | |
EG 6 – 9 | S 5 – S 8 | A 7 – A 8 | 812 | 65 | 8,00 % |
EG 9 – 15 | S 10 – S 18 | A 9 – A 16 | 919 | 26 | 2,83 % |
Auszubildende | 72 | 12 | 16,67 % | ||
Anzahl der Beschäftigten | 2632 | 261 | 9,92 % |
Von den 12 Auszubildenden mit Migrationshintergrund haben 6 ihre Ausbildung zum 01.08.2015 begonnen, was einer Quote von 24 % für diesen Ausbildungsjahrgang entspricht. Von diesen 6 Auszubildenden absolvieren 5 eine Ausbildung zum/r Verwaltungsfachangestellten und 1 den Bachelorstudiengang „öffentliche Verwaltung“, der nach einer anschließenden Einführungszeit zum Einsatz im gehobenen Verwaltungsdienst befähigt.
Antwort zu Frage 2:
Die Stadt Osnabrück lebt bereits seit dem Jahr 2002 eine intensivierte interkulturelle Öffnung der Verwaltung und hat damit insbesondere als Arbeitgeberin eine Vorreiterrolle eingenommen, indem seither für die Mitarbeiter/-innen regelmäßig Interkulturelle Kompetenztrainings, Interkulturelle Mentoringprogramme sowie ein Interkultureller Qualitätszirkel durchgeführt werden. Darüber hinaus richtet das proaktive Personalmanagement für Nachwuchskräfte seinen Blick gezielt auch auf Potenzialträger mit Migrationshintergrund.
Zu den Schulungen der letzten drei Jahre:
In den Jahren 2013 – 2015 wurden jährlich drei Interkulturelle Kompetenztrainings ausgerichtet, von denen sich jeweils ein Seminar explizit an Auszubildende richtete. Zusätzlich wurden 2015 im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus der Azubi-Workshop „Wir (er)leben Vielfalt“ durchgeführt und 2014 im Rahmen des ViTAL-Teilprojektes „Kitas“ für alle städt. Erzieherinnen und Erzieher das Fortbildungsangebot „Interkulturelle Kompetenz in der Kinder-und Familienarbeit, Schwerpunkt U3“ konzipiert, an dem 12 Erzieherinnen teilgenommen haben.
Die Gesamtteilnehmerzahlen an den o.g. Maßnahmen stellen sich für die Jahre 2013-2015 wie folgt dar:
2013: 24 Personen (0,9 %)
2014: 67 Personen (2,5 %)
2015: 48 Personen (1,8 %)
Der Fachbereich Kinder, Jugendliche und Familien, hier der Soziale Dienst teilt zusätzlich mit, dass dort intern mehrere Schulungsangebote durchgeführt wurden. Dazu gehören:
Fortbildungen für den Regionaldienst Ost gemeinsam mit der Heiligenwegschule zum Thema „Migrationseltern auf dem Weg der Zusammenarbeit“ mit Dr. Uslucan
Eintägige Fortbildungen für alle Mitarbeiter/-innen des Sozialen Dienstes (54 TN) zur Interkulturellen Kompetenz
Besuche einiger Teams in Moscheen vor Ort, z.B. an der Schützenstraße (20 TN)
aktuell in 2015 Fortbildungen von drei Mitarbeiter/-innen zum „kultursensiblen Kinderschutz“ und Zwangsverheiratung
Das Thema Zwangsverheiratung wurde neu dem Bereich Kinderschutzkoordination zugeordnet, verbunden mit einer sechstägigen Fortbildung der zuständigen Mitarbeiterin.
Als eine Konsequenz auf die aktuelle Situation wurde das Kompetenzmerkmal der „Interkulturellen Kompetenz“ als Standardanforderung in die Stellenausschreibungen der Sozialen Dienste aufgenommen.
Bezüglich der Kommunikation mit den Freien Trägern teilt der Fachdienst Familie – Sozialer Dienst mit, dass z.Zt. die Qualitätsdialoge mit den freien Trägern stattfinden. In diesen Gesprächen werden regelmäßig und mit einem großen Anteil die Maßnahmen der interkulturellen Orientierung thematisiert.
Antwort zu Frage 3:
Folgende Angebote bestehen im Besonderen für Osnabrücker Kinder, Jugendliche und Familien mit Migrationshintergrund:
Beratung für zugewanderte Familien mit schulpflichtigen Kindern ohne Deutschkenntnisse für die Zuweisung in eine Sprachlernklasse und zur Eingliederung in unser Bildungssystem in der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAZ)
Sommercamp „Sprache und Natur auf der Spur“ für 60 Schüler/-innen der dritten Klassen, bei denen Deutsch nicht die Familiensprache ist und die mehrsprachig aufwachsen. Das Camp findet zu Beginn der Sommerferien statt. Die Projektleitung liegt beim RAZ. Für die Gestaltung des Konzeptes und die Durchführung ist der Verein zur pädagogischen Arbeit mit Kindern aus Zuwandererfamilien (VPAK) zuständig.
TalentCampus „Meine neue Sprache – meine neue Stadt“ für 20 Kinder im Alter zwischen 10 und 13 Jahren aus Zuwandererfamilien, die erst seit ca. einem halben Jahr in Osnabrück leben. Der Campus findet jeweils in den Oster- und Herbstferien für zwei Wochen statt. Die Trägerschaft des Projektes liegt bei der Volkshochschule Osnabrück. Es wird gemeinsam mit dem VPAK und der RAZ umgesetzt.
Hausaufgabengruppen an 8 Osnabrücker Grundschulen ohne Ganztagsbetrieb für jeweils 4 Unterrichtsstunden/Woche durch studentische Hilfskräfte, die bei der Stadt Osnabrück (RAZ) angestellt sind. Das Angebot richtet sich vorzugsweise an Kinder der vierten Klasse mit Migrationshintergrund ohne Deutsch als Muttersprache, als Hilfe im Jahr vor dem Übergang in die weiterführende Schule.
Diesterweg-Stipendium ab Herbst 2015 erstmalig für 15 Osnabrücker Familien, zur Unterstützung von Kindern und ihren Familien am Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule. Die Kinder erhalten nach Wunsch eine wöchentliche Deutschförderung. Die Eltern werden im Rahmen der Elterntreffen über das deutsche Schulsystem und ihre schulischen und gesellschaftlichen Mitwirkungspflichten informiert.
Der Fachbereich Kultur teilt mit, dass zu den kulturellen Aktivitäten für Flüchtlinge im nächsten Kulturausschuss eine Mitteilungsvorlage erstellt wird.
Der Fachbereich Kinder, Jugendliche und Familien teilt mit, dass derzeit keine eigenen Angebote bestehen, die ausschließlich für Kinder, Jugendliche oder Familien mit Migrationshintergrund konzipiert sind.
Es gibt aber zahlreiche Angebote, an denen sehr stark bzw. ganz überwiegend Kinder, Jugendliche oder Familie mit Migrationshintergrund teilhaben.
Diese Angebote sind z. B:
Kindertagesstätten, Offener Kindertreff und familienorientierte Angebote über das Elterncafé im Heinz-Fitschen-Haus, Offener Kindertreff und familienorientierte Angebote über das Elterncafé im JZ Westwerk, Mutter-Kind-Treff im Quartierstreff Dodesheide-Ost, Offener Jugendtreff im JZ Ostbunker, Offener Mädchentreff im Rosenplatzquartier, Sportangebote für männliche Jugendliche von Streetwork.
Darüber hinaus bieten die Freien Träger viele und vielseitige Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund an, in die vom Sozialen Dienst insbesondere die unbegleiteten minderjährigen Ausländern (UMA) vermittelt werden.
Des Weiteren bestehen viele spezifische Angebote der Freien Träger für Familien mit Migrationshintergrund, die im Rahmen der sozialpädagogischen Familienhilfe in Anspruch genommen werden. Das Angebot der freien Träger ist so umfangreich, dass eine explizite Auflistung nicht möglich ist.
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